Vita - Helene Seifert MA

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- Sichten - Ausstellungseröffnung Alpirsbacher Galerie 2004

Einen kleinen Einblick in die reiche Vita dieses Künstlers, der bereits auf eine langjährige Lehrtätigkeit und Ausstellungserfahrung zurückblicken kann, vermittelt ihnen die Einladung zu dieser Präsentation. Sie, wie auch die für diese Ausstellung von Hans Benesch ausgewählten Kunstwerke, spiegeln jedoch nur punktuell das äußerst reichhaltige und vielseitige Kunstschaffen des renommierten Universalmeisters wieder. Wie könnten wenige Minuten ausreichen, um seinem Werk in dieser Laudatio gerecht zu werden. Ich will dennoch den Versuch unternehmen. Zunächst hat Hans Benesch in seinem Oeuvre “gesichtet”, ausgewählt, was er zum Thema für diese Dreierpräsentation beisteuern kann. Und “Sichten” der besonderen Art sind damit hier vertreten. Sichten im Sinne von Blicken, Erinnerungen, schnelllebige Alltagsbilder, die in einem Rausch im Raster an uns vorbei ziehen, dabei in Sekundenbruchteilen Gefühle, oft auch unangenehme, Assoziationen, atmosphärische Wahrnehmungen in uns aufkommen lassen und in ihren variationsreichen Spektren nicht nur unsere Sinne berühren, sondern auch durch die direkte Konfrontation, durch ihre zum Bild erfasste Momentaufnahme eine neue Wahrnehmung in uns ermöglichen, eine neue Sichtweise der Welt der Dinge. Sehen wir uns einige Arbeiten genauer an: Oft erkennen wir auf den großformatigen Collagen von Hans Benesch zunächst eine rhythmische Reihung von Einzelbildern, Fotografien - verfremdet oder übermalt Zeitungsausschnitte, Drucke, gemalte Bilder, rasterförmig einander zugeordnet. Auf den ersten Blick glaubt man an wahllos und daher beziehungslos gewählte Bildnachbarschaften. Aber auf den zweiten Blick, auf den zweiten kritisch-hinterfragenden Blick, vermeint man die Verbindungen zu erahnen, die ihnen zu grunde liegen. Den Kontext bildet die Gleichzeitigkeit, die gelegentliche Überflutung und zeitliche Überlagerung an Bildern und Informationen, die uns im Alltag begegnen. Erstaunlich und manchmal erschreckend sind - gerade in ihrer benachbarten Platzierung - Bilder aus der aktuellen Weltgeschichte, der Politik, der Wirtschaft, der Werbung und des Konsums, Bilder, die durch ihre gezielt gewählte Ausschnitthaftigkeit berühren: Kinder des Krieges, Akte, sex and crime und ein voyeur... aber sind wir dann nicht alle Voyeure, wenn wir uns diesen Bildern in Mischtechnik nähern. Es kommt auf den Standpunkt an, auf die Sichtweise, den Sichtungspunkt. Lassen wir uns darauf ein, zu entdecken, zu “sichten” und zu entlarven? Vordergründig kühl durch eine rationale Bildaufteilung, durch eine bestimmte Anzahl von Bildquadraten in einer strengen Rasterung wird diese zuweilen wieder ad absurdum geführt, indem der Künstler ihr sie überlagernde Vorhänge malt, durch solche Verwischungen oder auch Verletzungen und Überklebungen zu irritieren versucht, sein Spiel mit uns treibt. Überarbeitet werden auch Artikel aus Druckwerken, aus Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften, die jeweils als pars pro toto für die druckmediale Reizüberflutung unserer Umwelt stehen können. Skripturale Elemente tauchen auf vielen Werken Hans Beneschs auf, denn auch die Grafik ist eine einer bevorzugten Techniken und liegt ihm wie die Fotografie am Herzen. Die unwillkürliche Weiterführung seiner Bildideen führte den Meister zu Videoinstallationen, die äußerst vieldeutig ein Spiel mit Wahrnehmung und ihrer Umkehrung treiben und uns die Frage stellen: Wie erleben wir Realität? Vertrauen wir Medien mehr als unserer Wahrnehmung von Realität? Der Maler, Grafiker und Fotograf Hans Benesch ist auch ein Philosoph und
Sozialkritiker, der mit seiner Lebens- und künstlerischen Erfahrung ernsthafte Fragen an die Gesellschaft stellt. Eben nicht nur ein Spiel mit uns treibt, nicht nur darstellt, sondern bewegen, vielleicht sogar verändern möchte. Welchem Prinzip er dabei folgt, ist spürbar in der direkten Auseinandersetzung mit seinen Werken, zu der ich sie herzlich auffordern möchte. Nehmen sie sich die Zeit, hinter die Kulissen der Welt zu blicken, sie im Werk von Hans Benesch aufzuspüren und sich wie auf den aufgeplatzten Farbspuren einer Asphaltstraße mit den neu geschaffenen Beziehungssträngen zu konfrontieren!

Helene Seifert M.A., Alpirsbach 2004


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