Vita - Prof. G. Burkart

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Begegnung mit dem Maler Hans Benesch

Mein Verhältnis zu den Bildern Hans Beneschs wurde entscheidend geprägt durch den Besuch einer Ausstellung früher Werke des Malers. Im Rahmen dieser Ausstellung wurden auch Fotografien und fotografische Skizzen aus dem Zeitraum 1974 bis 1982 vorgestellt. Gerade die Fotoarbeiten wiesen mir einen Weg hin zum Verständnis von Beneschs frühen Bildern.
Ein Beispiel: Im Korridor eines Amtes in eine Nischenecke eingeengt ein junger Mann, auf einem Stuhl
zusammengesunken, eine Hand über die Augen gelegt, sich abkapselnd, apathisch, müde, hoffnungslos ...
oder: zwischen Wohnsilos, "Ferienappartement ", eine Betonterrasse; ein Campingtisch, darauf ein Kofferradio,
angebrochene Zigarettenschachteln, Bierflaschen, Saftdosen, in einer Ecke ein überquellender Papierkorb, auf den Stühlen Menschen in Strand- und Badeanzügen, rauchend, dösend, gelangweilt ...
Fotografien, die keiner Erklärung bedürfen; zeigen sie mir doch besonders augenfällig, daß vor allem die
Ausgesetztheit und Betroffenheit seiner Mitmenschen einen der zentralen Themenbereiche in den frühen Arbeiten darstellt. Eingebundensein in die Bedrängnisse des Menschen, mitfühlen, mitdenken, mitringen fordern den Künstler unablässig. So ist auch Hans Benesch ein Getriebener, stets zum Schaffen Gedrängter.
Das Sichtbarmachen von Empfindungen, von inneren Vorgängen und Zuständen, zwingt zum Weglassen allen
Überflüssigen und zum Herausstellen und Betonen des Wesentlichen. Seit ich das Schaffen Beneschs verfolgen kann, beobachte ich ein Fortschreiten hin zur Abstraktion, zu einer
stärkeren Akzentuierung der Aussage und zunehmender Symbolkraft in seinen Bildern. Nicht immer erschließt sich dem Betrachter sein Kunstwerk schon bei der ersten Begegnung. Oft tun wir uns mit dem Verstehen schwer und sind dann schnell geneigt, es dem Maler anzulasten; zumal ein Künstler seine eigene Gedanken- und Symbolwelt besitzt.
Benesch erprobt, verwirft, variiert - kurz: sucht nach weiteren, besseren, oft ungewöhnlichen
Ausdrucksmöglichkeiten, die überraschen, in Frage stellen, manchmal brüskieren oder gar schockieren. So beschreitet er ständig neue Wege, wie z. B. mit den im Jahre 1987 erstmals in einer Ausstellung vorgestellten "Luxographien". Diese wie auch alle übrigen Arbeiten verlangen vom Betrachter eine unvoreingenommene Bereitschaft, sich ernsthaft den Bildern Hans Beneschs "auszusetzen", um die hohe Dichte an unmittelbar bildnerisch umgesetzten Symbolen zu erfassen und individuell zu deuten. In der Begegnung mit den Werken dieses Malers gewann ich eine für mich neue Dimension des Sehens. Dafür bin ich ihm dankbar.

Professor G. Burkart, April 1990, Baden-Baden


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